"Region - Extern (München)"
Archäologische Staatssammlung München
Luxus und Dekadenz (Römisches Leben am Golf von Neapel)
07.Februar - 30. August 2009 (Archäologische Staatssammlung München)
Unter diesem Motto findet eine zur Zeit laufende Ausstellung in München statt, mit dem Schwerpunkt über der angenehmen Seiten der römischen Patrizierschaft vor 2000 Jahren am Golf von Neapel. „Luxus ist ein süßes Gift“ sagte schon damals ein römischer Gelehrter – Valerius Maximus (1.Jhdt v.Chr. Bis 35n.Chr.). Durch die immense Ausbreitung des römischen Herrschaftsbereiches in den Provinzen des Mittelmeeres bis zum Vorderen Orient, bis hin nach Westen und Norden nach Germanien, Gallien und Britannien, strömten durch diesen Machtbereich, Kapital, Rohstoffe, Kunst-Relikte, Schätze, und Sklaven ins Zentrum von Rom. Nur einer geringen Oberschicht – den Patriziern blieb es vorbehalten, sich der Annehmlichkeiten dieses Reichtums zu erfreuen. Ausgehend von den Gründungsprinzipien – den traditionellen römischen (latinischen) Werten – der Orientierung an einfachem und „spartanischen“ im alltäglichen Leben, schuf dieser Machtzufluss immense Annehmlichkeiten, die von der herrschenden Oberklasse gerne angenommen und gelebt wurden, was im Exzess bis hin zu Statusdünkel und Dekadenz geführt hatte. Nicht umsonst brachten solche Auswüchse des Lebenswandels, auch römische „Prinzipes“ (Imperatoren - 1.Bürger des Staates), sowie den römischen klassischen Familien, und Herrscherdynastien Auswüchse an dekadentem Leben hervor. Man denke dabei nur an Gajus Caligula, Claudius, Nero, und ähnliche Nachfolger. Das römische Machtgefüge, das sich auf die sogenannte 2-Klassengesellschaft stützte - den herrschenden Adels-Dynastien (Patrizier), und dem römischen Volke (Plebejer), das durch die Sklavenarbeit gestützt wurde, schuf einen Machtbereich, der auch mit zum Luxus beitrug.
„Luxus braucht Bewunderer und Mitwisser“ (Seneca, röm. Philosoph im 1.Jhdt. n.Chr.) Diesen Satz schrieb er in Briefen an Lucilius über Ethik 94,71) in dem er den demonstrativen Prunk vieler seiner Zeitgenossen vor 2000 Jahren kritisierte.
Neben all diesen „negativen“ Auswüchsen darf man nicht vergessen, daß erst der „Wohlstand“ menschliche Kulturgüter hervorbrachte. Kunst in jeglicher Form war immer ein Ausdruck menschlichen Strebens nach dem Schönen, edlen, der Harmonie – oft auch verbunden mit kultischen Handlungen, bis hin zur religiösen Verehrung. Was wäre die heutige Gesellschaft, ohne Kulturdenkmäler, und Darbietungen – um vieles ärmer. Denn wer seine Vergangenheit leugnet – leugnet auch sich selbst.
Man war reich und zeigte es. Prächtige Villenbauten, Architektur in einer Form, deren damalige technische Leistungen uns auch noch heute staunen lassen. Kunstschätze, Wandmalereien – bzw. aus Pompej und Herculaneum, den beiden Städten die bei der Vulkan-Katastrophe (79 n.Chr.) untergingen, und erst im 17./18.Jhdt wiederentdeckt wurden. Der Golf von Neapel, war schon immer ein Zentrum der malerischen Künste, üppiger Vegetation, mildem Klimas, und phantastischem Panoramen. Die römische Elite – u.a. Caesar, Augustus, Tiberius, sowie Philosophen/Autoren/Geschichtsschreiber wie Lucullus, Vergil, Cicero – sie alle genossen das Klima, und die Lage. Noch heute künden aufwendig z.T. restaurierte Bauarchitektur, sowie Malereien, Schmuck, Glas und Marmorbüsten von diesem immensen Reichtum. Für die aufwändige Schau hat man die 180 Exponate vorwiegend szenisch aufbereitet. Helle und dunkle Zonen gestalten den Rundgang abwechslungsreich. Computergenerierte 3-D-Animationen geleiten den Betrachter kreuz und quer durch die prunkvollen Paläste.
Dem Besucher bietet sich in dieser Ausstellung ein mannigfaltiges Spektrum dieser schillernden Lebensgesellschaft. Alltagsleben, Luxuriöse Kunstdarstellungen, Schaukämpfe, Gartenkunst, und Thermenarchitektur – dies alles aus der damaligen römischen Lebenskultur läßt uns heute staunen, aber auch nachdenklich werden. Hatte jedoch Luxus und Dekadenz auch zur „Verweichlichung“ der Gesellschaft geführt – wie es schon trefflich ein deutscher Dichter mal treffend und sinnvoll ausdrückte:
Adalbert Stifter (1805-1868): Auszug aus - Vorrede zu den Bunten Steinen (Herbst 1853)
Öffnungszeiten und Kontaktadresse des Museums: Lerchenfeldstrasse 2 D - 80538 München |
---|
Infohotline: 089 / 21124-02
Dienstag - Sonntag 09:30 - 18:00; So jeweils bis 20:00 Uhr Links/Services zu: |
|